Montag, 25. Juni 2012

Bio- Regional- Fair


Einkaufen- eine schwierige Sache


Nach einem langen Uni-Tag komme ich nun endlich nach Hause. Die zahlreichen Vorlesungen, Sprachkurse und Hauptseminare haben mich ganz schön geschafft und jetzt habe ich vor allem eins –einen Bären-Hunger. Kaum zu Hause angekommen öffne ich den Kühlschrank und zu meiner großen Enttäuschung erwartet mich eine gähnende Leere. Jetzt muss ich wohl doch noch einmal raus und einkaufen. Weil´s am nächsten ist, überlege ich mir schnell in den Discounter gegenüber zu gehen und mir ein paar Zucchini, Aubergine und Zwiebeln für eine leckere Gemüsepfanne zu kaufen. Als Nachtisch plane ich einen Obstsalat aus Äpfeln, Birnen, Weintrauben und ein paar Himbeeren und um wieder fit zu werden, eine Tasse kräftigen Milchcafé. So ein gesundes Essen dürfte nicht mit meinem nachhaltigen Lebensstil in Konflikt geraten, aber bei genauerem Überlegen merke ich, dass ich falsch liege.

Zahlreiche Probleme


Die Liste der weltweiten Probleme unserer heutigen Landwirtschaft ist lang: Monokulturen, steigender Pestizideinsatz, Gentechnik in Nahrungsmitteln und Umwelt, die Abholzung kostbarer Wälder für Viehweiden und Ackerflächen, sowie der gigantische Wasserverbrauch der Landwirtschaft sind Probleme mit erheblichen Auswirkungen auf die Qualität unserer Nahrungsmittel und tragen in bisher unabsehbarem Maße zum Klimawandel bei.

Um den Ertrag zu steigern, werden zahlreiche Gifte eingesetzt, teilweise in gesundheitsschädlichen Mischungen. Laut Weltgesundheitsorganisation sterben jährlich über 200.000 Menschen an Pestiziden. Die Gifte sind jedoch nicht nur für die Feldarbeiter fatal sondern auch für uns Verbraucher schädlich. Viele Pestizide können das Erbgut, Nerven-, Hormon- und Immunsystem schädigen, unfruchtbar machen oder Krebs auslösen. Rund 30.000 Tonnen reiner Pestizidchemikalien werden jährlich allein in Deutschland versprüht. Zwar existieren Grenzwerte um den Einsatz von Pestiziden zu regulieren, diese Grenzwerte sind jedoch viel zu hoch, beachten keine Wechselwirkungen mit anderen Pestiziden und werden zusätzlich noch häufig überschritten. Insbesondere für Kleinkinder stellt dies eine erhebliche Gefahr dar. Weitere Infos 

Mit Aufkommen der Gentechnik entstand die Hoffnung auf gesundere Nahrungsmittel, höherer Erträge und geringeren Einsatz von Pestiziden. Die einstigen Versprechen der Industrie sind inzwischen allerdings ad absurdum geführt: Erhöhter Spritzmittelverbrauch, fehlende Ertragssteigerungen für Landwirte, ungeahnte Nebenwirkungen und Resistenzen bei Schädlingen sind nur einige durch Gen-Pflanzen verursachte Probleme. Es existieren keine Langzeitstudien und die Wechselwirkungen der Gene untereinander und mit Proteinen sind komplexer als angenommen. So wundert es nicht, dass Gen-Pflanzen ungewollte und nicht kalkulierbare Eigenschaften entwickeln, und den Konsum durch Mensch und Tier in Frage stellen. Mehr zu Gentechnik 

Auch die Globalisierung hat weltweit erhebliche Folgen für die Landwirtschaft. Da der Transport von Agrargütern relativ günstig ist, wird ein immer größerer Teil der Welternte international gehandelt. Die EU importiert beträchtliche Mengen an Obst und Gemüse aus Übersee. Nahrungsmittel legen weite Strecken zurück und verursachen einen erheblichen CO2 Ausstoß. So reist Schnittlauch manchmal mehr als 13.500 Kilometer bevor er in unserem Salat oder unserer Suppe landet. Eine besonders schlechte Klimabilanz haben weit hergereiste, leicht verderbliche Lebensmittel, wie z.B. Erdbeeren im Winter. Sie werden mit dem Flugzeug aus Südafrika in deutsche Supermarktregale gebracht. Mehr Infos dazu

Doch was kann ich als Verbraucher tun?


Wer keine Pestizide und Gentechnik im Essen will, sollte Bioware kaufen. Die ökologische Landwirtschaft ist aktiver Klimaschutz und schont die natürliche Artenvielfalt. Bei konventionellen tierischen Produkten solltet ihr außerdem auf die Kennzeichnung „ohne Gentechnik“ achten, wenn ihr nicht wollt, dass Gen-Pflanzen im Tierfutter eingesetzt werden. Unser Einkaufsverhalten ist Entscheidend dafür, wie unsere Landwirtschaft in Zukunft aussieht, ob Gen-Pflanzen angebaut oder gefährliche Pestizide eingesetzt werden.

Übermäßiger CO2 Ausstoß und lange Transportwege lassen sich durch den Kauf regionaler und saisonaler Produkte vermeiden. Das verbessert nicht nur die Öko-Bilanz sondern schmeckt auch intensiver, ist nährstoffreicher und häufig günstiger. Auf dem Wochenmarkt, im Bioladen aber auch in Supermärkten findet ihr eine große Auswahl an regionalen und saisonalen Produkten.
Wie fast überall im Leben, sind jedoch auch beim Prinzip des saisonalen und regionalen Einkaufs Kompromisse erforderlich. Bananen, Orangen oder Kaffee wachsen nun mal nicht bei uns. Einen gänzlichen Verzicht darauf, wollen wir uns jedoch nicht ernsthaft zumuten.
Eine Alternative dazu sind die Produkte des Fairen Handels. Die Fair Trade Company Gepa transportiert beispielsweise alle Produkte mit dem Schiff, welches eine weitaus bessere Umweltbilanz als ein LKW vorweist. Ein LKW setzt auf einer Strecke von nur 300 km genauso viele Emissionen frei wie ein Hochseeschiff auf 10 000 km. Weitere Vorteile von fair gehandelten Produkten sind, dass die Handelskette verkürzt wird, der Produzent also mehr vom Erlös erhält, ein garantierter Mindestpreis gezahlt wird, langfristige Handelsbeziehungen aufgebaut werden und, dass streng definierte Sozial- und Umweltstandards eingehalten werden müssen.

Was wir essen und trinken, wie wir uns kleiden, wohin wir in Urlaub fahren – unsere Konsumentscheidungen haben also Folgen für Mensch und Umwelt. Die Wahl eines nachhaltigen Produktes oder eines engagierten Unternehmens ist aber nicht immer einfach. Umso wichtiger werden Informationen, die Verbrauchern bei der Bewertung der Produkte und der dahinter stehenden Unternehmen helfen.
Die verschiedenen Siegel geben Richtlinien vor und bieten uns Verbrauchern eine Orientierung. Ausführliche Infos zu den verschiedenen Labels gibt die Label-Suchmaschine.

Ich habe mich also um entschlossen! Heute gibt es bei mir Spargel, direkt aus der Region und zum Nachtisch ebenfalls regionale, frische Erdbeeren mit einem Schlag Bio-Sahne. Das ist mindestens genau so lecker. Heute verzichte ich also auf die türkische Aubergine, die italienischen Zucchini und neuseeländischen Zwiebeln und warte einfach noch einen Monat ab, dann kann ich genau dieses leckere Gemüse auch regional genießen. Auf Äpfel, Birnen und Weintrauben muss ich zwar noch zwei Monate warten, aber dafür kommt jetzt die Saison der Kirschen, Himbeeren, Johannesbeeren, Erdbeeren und Aprikosen. Und meinen Milchcafé genieße ich jetzt mit fairtrade Kaffee und Gentechnik freier Biomilch.

Es bloggt für euch Elisa


Die Label-Suchmaschine: http://label-online.de/startseite 


Informationen zum Fairen Handel: http://www.fairtrade.de/index.php/mID/1/lan/de 

Die offizielle Seite von Transfair: http://www.fairtrade-deutschland.de/ueber-fairtrade/ 

Greenpeace Infos zu Landwirtschaft: http://www.greenpeace.de/themen/landwirtschaft/ 

Zahlen, Daten, Fakten: Die Bio-Branche 2012: http://www.boelw.de/uploads/pics/ZDF/ZDF_Endversion_120110.pdf

Konkrete Ökotipps zu allen Lebensbereichen: http://www.oekoside.de/oeko/regional-einkaufen.php

Spannender Zeitartikel zu den CO2 Bilanzen von Konsumgütern: http://www.zeit.de/wirtschaft/2010-03/co2-fussabdruck/seite-1



Montag, 18. Juni 2012

Frühjahrputz!

Mittlerweile ist der Sommer endlich angekommen und bei mir, dem Putzmuffel, wird es Zeit für den reichlich verspäteten Frühjahrsputz. Durch meine Fensterscheiben kann ich kaum noch nach draußen sehen und sobald die Sonne ins Zimmer scheint, sieht man auch, dass ich es mit dem Staubwischen nicht so genau genommen habe.
In den Regalen im Supermarkt steht eine ganze Armada an Reinigungsmitteln und Waschmitteln. Für jede Baustelle in der Wohnung gibt es etwas anderes: Abflussreiniger, Reiniger für den Backofen, für Holzoberflächen, für die Spüle, für die Toilette....


Es muss nicht immer gleich die chemische Keule sein!

Schaut man sich aber einmal das Etikett mit den Inhaltsstoffen an, wird schnell klar: Gut für die Umwelt kann das nicht sein. Und sind diese Zeichen auf den Flaschen zu sehen, sollte man am Besten ganz die Finger davon lassen.

Bildquelle: http://www.sophistica.org/r/viewitem/lang/de/viewitem/50

Während in Reinigungsmitteln enthaltene Tenside vollständig abbaubar sind, andere Inhaltsstoffe wie Paraffine, Duftstoffe oder Farbstoffe dagegen können nur schwer oder gar nicht biologisch abgebaut werden. Deswegen sollten chlorhaltige Reiniger oder solche mit anorganischen Säuren vermieden werden.
Auch auf chemische Abflussreiniger kann in der Regel auch verzichtet werden, indem man den Abfluss entweder mechanisch mit einer speziellen Bürste oder Spirale reinigt. Oder man greift auf altbewährte Hausmittelchen zurück, die in der Regel günstiger sind als chemische Reiniger und außerdem die Umwelt schon en. Gute Tricks für (fast) alle Probleme findet ihr auf fragmutti.de.

Und hier gibt es noch ein paar Tipps für den nachhaltigen Frühjahrsputz, die auch noch Geld sparen:
  • Nicht warten, bis der Schmutz nach dem Kochen eingetrocknet ist. Gleich saubermachen spart Reiniger und Muskelkraft!
  • Reinigungskonzentrate verwenden, die sparen Verpackungsmaterial und sind ergiebig.
  • Auf die Dosierung achten! Viel hilft nicht immer viel.
  • Die Auswahl von Putzmitteln einschränken. Man braucht nicht für jede Ecke der Wohnung einen Extra-Reiniger. Die Allzweckwaffe: Essigreiniger! 

Auch Wäsche waschen geht nachhaltig

Nicht nur beim Wohnungsputz kann man auf die Umwelt achten, sondern auch beim Waschen. Dazu muss man sich nicht gleich eine neue Waschmaschine nach den neuesten Standards kaufen. Solange man ein paar einfache Tipps beachtet, werden Umwelt und Geldbeutel auch hier geschont:
  • Kältere Waschgänge (30°, 40°) verbrauchen wesentlich weniger Strom, da die Maschine das Wasser nicht so stark erhitzen muss. Das Einsparpotenzial zwischen einer 40°- und einer 60°-Ladung beträgt 46%! Das macht sich bei der Abrechnung der Stadtwerke bemerkbar und spart CO2-Emissionen ein!
  • Die Waschtrommel sollte nie nur halbvoll eingeschaltet werden!
  • Außerdem gilt auch hier wieder: Die Dosierung macht’s. Die Waschmittelmenge sollte dem Verschmutzungs- und Wasserhärtegrad eurer Region angepasst werden.

Blauer Engel und Euroblume

Wer ganz sicher gehen will, umweltverträgliche Produkte zum Waschen und Putzen zu verwenden, kann sich an den beiden Umweltzeichen Blauer Engel und der Euroblume orientieren. Ist eines der beiden Zeichen auf der Reinigerflasche abgebildet, könnt ihr sicher sein, ein umweltfreundliches Produkt in der Hand zu haben.
Bildquelle: http://www.umweltschutz-news.de/272artikel1908.html 
Bildquelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Euroblume_logo.svg
So richtig viel Spaß macht das Putzen natürlich auch mit den nachhaltigen Tipps nicht, aber immerhin kann ich so eine ganze Stange Geld sparen und sicher sein, dass ich beim Frühjahrs- (oder Sommer-)Putz die Umwelt schone!

Es bloggt für euch Antonia


Zum Weiterlesen:

Frühjahrsputz - Informationen zum umweltschonenden Einsatz von Reinigungsmitteln

Nachhaltig handeln beim Waschen und Reinigen!

Hier könnt ihr den Wasserhärtegrad in eurer Region nachschlagen!

Montag, 11. Juni 2012

Energie sparen heißt Geld sparen

Wem ist das noch nicht passiert? Beim Rausgehen mal vergessen, das Licht auszuschalten? Über das Wochenende weggefahren und die Heizung angelassen? Oder den Fernseher auf Standby stehen lassen? Oder der Klassiker: Beim Zähneputzen das Wasser laufen lassen? Das ist nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern kostet auch Geld – und das nicht zu knapp.
Meine letzte Nebenkostenabrechnung hat mir fast die Schuhe ausgezogen, und auch die Stadtwerke wollen immer mehr Geld für den Strom. Da lohnt es sich schon aus reinem Eigennutz, die eigenen Gewohnheiten im Umgang mit den Ressourcen Wasser und Energie zu überdenken und anzupassen.

Wasser sparen – in Deutschland unnötig?
Bildquelle: www.freedigitalphotos.net

Das Wassersparen in Deutschland ist ein umstrittenes Thema: Kritiker argumentieren, dass die Deutschen ZU sparsam mit der Ressource umgehen. In der Folge müssen die Wasseranbieter die Rohre zusätzlich durchspülen, um die Rohre wieder freizubekommen. Natürlich hat Deutschland größere Wasserressourcen als zum Beispiel Länder im südlichen Afrika, aber auch hier gibt es ein großes regionales Gefälle. So sind Brandenburg oder Sachsen-Anhalt alles andere als wasserreich und weisen eine negative Wasserbilanz auf. Gegner der These, Wassersparen sei in Deutschland überfllüssig, entgegnen außerdem, dass vom sogenannten ‚Wasserstress’ gesprochen wird, sobald 20 Prozent der verfügbaren Wassermenge entnommen werden. Dieser Wert wird in Deutschland insgesamt erreicht und in manchen Regionen sogar überschritten.


Nachhaltige Energie – nur ein grünes Märchen?
Bildquelle: www.freedigitalphotos.net

Hoher CO2-Ausstoß und die daraus resultierende Klimaerwärmung ist mittlerweile in den Köpfen angekommen. Große Energiekonzerne werben daher mit Kampagnen für Ökostrom, obwohl sie gleichzeitig Unmengen an CO2 ausstoßen. Dieses „Greenwashing“, also die Bemühungen der Unternehmen, ihrem klimaschädlichen Gerschäft einen grünen Anstrich zu geben, macht es fürden Laien fast unmöglich zu erkennen, wo er „wirklich grünen Strom“ beziehen kann. Echten Ökostrom bietet zum Beispiel „Naturstrom“ an.
Auch beim Autofahren tappt man schnell in die Greenwashing-Falle: Der Autofahrer mit Sinn für Nachhaltigkeit fährt im Elektro-Auto. Kommt der Strom aber auch aus erneuerbaren Energielieferanten? Oft ist die Antwort nein. Wird das CO2-neutrale Auto mit Strom aus Kohlekraft aufgeladen, verschiebt sich das ganze Problem ganz einfach.

„Strom kommt aus der Steckdose und Wasser aus dem Wasserhahn“ – dass diese Sichtweise sehr vereinfacht ist, ist uns wohl allen bewusst. Deswegen sollten wir immer mal wieder daran denken, dass diese beiden Ressourcen begrenzt sind und unsere Gewohnheiten daran anpassen. Auch wenn der eigene Beitrag bei einer globalen Sichtweise sehr klein erscheint. Zum Wasser- und Energiesparen gibt es ein paar einfache Tipps, die gut in den Alltag zu integrieren sind:
  • Duschen statt Baden!
  • Beim Zähneputzen den Hahn zudrehen!
  • Tropfende Wasserhähne reparieren!
  • Getränke zubereiten – nur soviel Teewasser erhitzen, wie man wirklich braucht!
  • Heizung runterfaren, sobald man länger nicht da ist!
  • Mitfahrgelegenheiten nutzen!
  • Geräte nicht auf Standby lassen – Steckerleisten mit Kippschalter benutzen!


Und noch ein Tipp für die Festivalgänger unter euch: Viva con Agua engagiert sich für sauberes Trinkwasser und eine sanitäre Grundversorgung weltweit und ist auch diesen Sommer wieder bundesweit auf Festivals unterwegs. Dort könnt ihr eure Pfandbecher spenden, mit deren Erlös Trinkwasserprojekte unterstützt werden.
Eine weitere Aktion, deren Spenden an Viva con Agua gehen, ist Global Bike Trotting. Unter dem Motto „One world – one bycicle – YOU and many others riding it“ wird ein Fahrrad einmal um die Welt geschickt. Weitere Infos gibt's auf globalbiketrotting.org!

Die Umsetzung kostet keine zusätzliche Zeit, hilft der Umwelt und spart auch noch eine ganze Menge Geld! Ich bemühe mich, diese Tipps anzuwenden und warte gespannt auf die nächste Nebenkostenabrechnung! Habt ihr noch mehr gute Tipps? Dann immer her damit!

Es bloggt für euch Antonia


Zum Weiterlesen:

Ist Wassersparen wirklich Unsinn?

Grünes Image der Großkonzerne – alles nur Fassade?

 Viva con Agua - Wasser für alle, alle für Wasser

Montag, 4. Juni 2012

Fischerei mit Zukunft

Mhhhh lecker, gerade brutzelt ein großes Stück Seelachs in meiner Pfanne und der Geruch von knusprigem Fisch steigt in meine Nase. Da ich mir nach den erschreckenden Fakten zum Thema Fleisch, fest vorgenommen habe weniger Fleisch zu essen, probiere ich mich gerade aus an neuen Fischrezepten. Schließlich muss ich doch irgendwie an die wertvollen tierischen Proteine kommen. Auf den ersten Blick habe ich auch kein schlechtes Gewissen, immerhin handelt es sich um wild gefangen Fisch. Meine naive Vorstellung ist, dass er also bestimmt ein „glückliches“ Leben im Ozean hatte und daher auch nichts gegen den Konsum von Fisch spricht. Was soll man also gegen ein knuspriges Stück Fisch in der Pfanne einzuwenden haben?

Bildquelle: http://www.freedigitalphotos.net
Fische und andere Meeresfrüchte sind beliebte und gesunde Bestandteile unseres Speiseplans. Doch Wissenschaftler schlagen Alarm: Die unendlich scheinende Ressource Fisch wird immer knapper: Rund 82 Millionen Tonnen Fische werden  jährlich aus den Meeren gefischt. Dies ist viermal mehr als noch vor 50 Jahren. Die langjährige Übernutzung der einst so fischreichen Meere hat dazu geführt, dass mittlerweile achtzig Prozent der Fischbestände weltweit von Überfischung und vom Aussterben bedroht sind. Wissenschaftler warnen vor der völligen Auslöschung aller gefischten Arte bis zum Jahr 2062.

Beifang: reine Nebensache?
Bedroht sind aber nicht nur die Fischbestände - Haie, Seevögel, Meeresschildkröten, Delfine und Wale, verenden als sogenannter Beifang. Das Wort Beifang  beschreibt zufällig mitgefangene Meerestiere, deren Tod gerne in Kauf genommen wird, um hohe Fangmengen zu ermöglichen. Dieser macht etwa vierzig Prozent des Fangs in den Netzen aus! Bei manchen Fischarten fällt kaum Beifang an, bei anderen wiederum werden pro Kilogramm Fisch bis zu 20 Kilogramm Meerestiere mitgefangen. So wird zum Beispiel beim Fang auf Scholle, Seezunge oder Krabben weit mehr als die Hälfte der gefangenen Lebewesen tot oder sterbend wieder zurück ins Meer geworfen. Selbst dann, wenn darunter Fische sind, die wiederum auf der Wunschliste anderer Fischer stehen – eine gigantische Verschwendung, die eine nachhaltige Fischerei praktisch unmöglich macht. Um sich schnell ein Bild  davon machen, wie viele Meerestiere für unsere Speisefische zusätzlich sterben müssen ist der WWF-Beifangrechner super praktisch. Zudem kann man die Fischarten ausfindig machen, deren Fang wenig Beifang produziert.

Aquakultur: die bessere Alternative? 
Die Alternative zum Wildfang sind Aquakulturen.  47 Prozent des Bedarfs an Meeresfrüchten, Süß- und Salzwasserfischen werden mittlerweile aus Aquakulturen gedeckt. Was viele allerdings nicht wissen: Die Überfischung der Meere wird dadurch weiter vorangetrieben. Viele der Zuchtfische sind Raubfische. Auf ihrem Speiseplan steht - Fisch. Täglich und in ausreichender Menge. Ein Großteil der eingesetzten Nahrung geht dabei verloren: Für ein Kilo gezüchteten Lachs müssen bis zu fünf Kilo wild gefangener Fisch gefüttert werden. Bei der Thunfischzucht sind sogar 20 Kilo Futter pro Kilo Thunfisch nötig. Man wandelt also schlicht weg eine Art Fisch in eine andere um, aber keinesfalls mehr Fisch.

 Was also tun?
Grundsätzlich liegt der Schutz der Fischbestände natürlich in den Händen der Politik, welche die stattlichen Fangquoten festlegen, um den Fischfang zu regulieren. Leider folgt die Politik den Empfehlungen der Wissenschaft nur selten: im Durchschnitt liegen die Fangquoten 38 Prozent über den Empfehlungen der wissenschaftlichen Experten. Und selbst an diese halten sich die Fischer nur sehr selten. Das erkennt man mehr sehr anschaulich an den Fangquoten, die 2008 für Blauflossen-Thunfische beschlossen wurden: 10.000t von Wissenschaftlern empfholen, 29.500t von der EU beschlossen, 61.000t werden tatsächlich gefischt!!!
Bildquelle: Animationsflim von Uli Henrik Streckenbach (http://vimeo.com/27150005) auf Basis des Films „Die unbequeme Wahrheit über unsere Ozeane“ von Rupert Murray
Da die Politik versagt, müssen wir alle, die Verbraucher, ganz konkret über unser verändertes Verhalten Einfluss auf die Fischereiwirtschaft nehmen, denn auch für diese gilt: Die Nachfrage regelt das Angebot.  Wie wir uns im Supermarkt und im Restaurant entscheiden hat eine direkte Auswirkung auf die Vielfalt der Meere. Indem wir fragen, woher der Fisch kommt, den wir kaufen, und uns aktiv für nachhaltig gefangenen Fisch entscheiden, verändert sich das Angebot – langsam aber sicher. Einen guten Überblick und schnelle Entscheidungshilfe an der Kühltheke oder im Restaurant bietet der Greenpeace-Fischratgeber, der aufzeigt, welche Fischart aus welchem Fanggebiet nicht gefährdet ist. 

Die gut Nachricht ist: eine Lösung ist möglich! Bei der Fischerei, im Gegensatz zu vielen anderen Gebieten, sogar relativ leicht. Wir alle können unseren Beitrag leisten die Überfischung der Meere zu stoppen, indem wir bewusst konsumieren. Klar müssen wir unsere tägliche Routine dafür ein Stück weit brechen, was anstrengend sein kann. Aber so schwer - beim Einkaufen einfach mal kurz auf den Ratgeber zu achten -ist es doch eigentlich auch wieder nicht.

Es bloggt für euch,
Chris



Weitere Quellen und Tipps: